Perioperative Antibiotikaprophylaxe am LUKS
Inhaltsverzeichnis- Teil I: Grundsätze
- 1. Erregerspektrum
- 2. Anforderung an Antibiotika
- 3.Optimaler Zeitpunkt der Verabreichung
- 4. Dosierung
- 5. Einmaldosis
- Tabelle Dosierung der Antibiotikaprophylaxe
- 6. Sonderfälle
- 7. Patienten mit Vorgeschichte einer Penicillin-Allergie
- 8. Bedeutung dieser Richtlinien
- Teil II: Empfehlungen für die einzelnen Fachgebiete
- Allgemein- und Viszeral Chirurgie
- Gynäkologie und Geburtshilfe
- Plastische Chirurgie
- Literatur
Hautkeime:
- Staphylokokken
- Streptokokken
- Cutibacterium acnes (früher Propionibacterium acnes)
Gastrointestinale und urologische Eingriffe:
- zusätzlich gramnegative Keime und Anaerobier
- Gute Verträglichkeit
- Wirkungsbreite passend zu erwarteten Keimen
- Erwiesene Wirksamkeit in der perioperativen Prophylaxe
- Kostengünstig
- Die Kurzinfusion mit dem Antibiotikum muss im Zeitfenster 60 Minuten vor Schnitt bis 0 Minuten vor Schnitt beendet sein.
- In der praktischen Anwendung wird das Antibiotikum sinnvollerweise beim "Hineinfahren" von der Vorbereitung in den Saal verabreicht.
- Spezialfall Vancomycin: Vancomycin 20 mg/kg KG (max.3000 mg) i.v. mit langsamer Infusionsdauer (max. 1000 mg/h), Ende der Infusion 60 Minuten bis 0 Minuten vor Schnitt.
- Spezialfall Sectio: Das Antibiotikum wird präoperativ (60 Minuten bis 0 Minuten vor Schnitt) verabreicht und nicht erst nach Durchtrennung der Nabelschnur.
Gewichtsadaptierte Dosierung:
Die Erstdosis und allfällige intraoperative Nachdosierungen erfolgen gewichtsadaptiert. Siehe Tabelle 1
Grundsatz: Die Antibiotikaprophylaxe endet mit der Operation
Ausnahmen:
- Etabliert: Intraoperative, gewichtsadaptierte Nachdosierungen bei mehrstündigen Eingriffen (siehe Tabelle 1).
- Mit weniger Evidenz: Verlängerung maximal 24 Stunden (total 4 Dosen) bei grossen Implantaten wie Gelenksprothesen und Herzklappen (Norwegische Registerstudie: Engesaeter et al, 2003).
Patienten unter vorbestehender Antibiotikatherapie:
Unabhängig von der Zeit der letzten Dosis wird innerhalb von 60 Minuten präoperativ eine zusätzliche Dosis verabreicht. cave: Gentamicin, Vancomycin bei Niereninsuffizienz: Rücksprache Dienstarzt Infektiologie (971701)
Verzögerung der Operation:
Perioperative Dosis wurde bei Narkoseeinleitung verabreicht, die Operation verzögert sich aber auf > 60 Minuten: Zusätzliche Dosis 0 - 60 Minuten vor OP-Beginn.
Eingriffe mit Blutsperre:
Das Anlegen einer Blutsperre nach Verabreichung des Antibiotikums scheint keinen negativen Effekt zu haben. Die minimale Hemmkonzentration für die wichtigsten Keime bleibt im Gewebe erhalten. Es ist nicht absolut zwingend, dass die ganze Antibiotikainfusion vor Anlage des Tourniquet verabreicht wurde.
Endourologische Eingriffe
Vor endourologischen Eingriffen soll bei einer Bakteriurie eine gezielte Therapie durchgeführt werden.
Makulopapulöses Exanthem:Cephalosporine erlaubt.
Anaphylaxie, Bronchospasmus, Lyell-Syndrom oder Hypersensitivitätssyndrom nach Penicillin oder anderen Betalaktam-Antibiotikum in der Vorgeschichte:
Kein Einsatz von Penicillin- und Cephalosporin-Antibiotika!
Die Antibiotika-Richtlinien haben den Status von Empfehlungen und sollen dem Arzt helfen, Entscheidungen zu treffen. Abweichungen davon sind möglich, müssen aber vom zuständigen Operateur verantwortet werden, wie bei einer anderen "off-label" Anwendung von Medikamenten oder von Medizinprodukten. Die Richtlinien stellen im Falle von Komplikationen oder in einer Haftpflichtsituation sicher, dass die Prophylaxe gemäss den anerkannten Standards erfolgte. Bei einer Verlängerung der Prophylaxe über die Richtlinien hinaus wird der Operateur im Falle von Komplikationen (wie z.B. eine C.difficile Kolitis) sein Vorgehen begründen müssen.
Autor: M. Rossi
Autorisiert: 06.02.2023
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