Condylomata acuminata
Inhaltsverzeichnis- Synonyme: Feigwarzen, Genitalwarzen.
- Lokale Viruserkrankung mit Ausbildung spitzer Kondylome auf dem Boden einer HPV-Infektion.
- In 90% HPV lr Typ 6 und 11.
- Co-Infektion mit anderen HPV-Typen ist möglich (HPV hr 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59 und 66).
- Hoch infektiös, weltweit häufigste STD, erhöhtes Risiko für das gleichzeitige Vorliegen anderer STD.
- Spontane Remission möglich.
- Altersgipfel liegt zwischen dem 20. und 24. Lebensjahr.
- häufig asymptomatisch
- Brennen
- Juckreiz
- vermehrter Ausfluss
- Inspektion, Kolposkopie von Vulva, Vagina, Portio, Anus, häufig Blickdiagnose, ggf. Portio-Zytologie.
- Häufig multilokulär, hautfarben bis rosa, Form von abgeflachten Papeln bis warzenartig, papilliform.
- An der Portio/Ektozervix häufig mit zarter Punktierung/wie minor-change-Veränderung, aber auch spitze Kondylome mit major-change-Veränderungen möglich, histologische Abklärung obligat.
- HPV-Bestimmung in der Regel nicht notwendig.
- Ggf. Essigsäuretest (5%) bei unklaren Befunden Vagina/Portio oder zur Feststellung der Ausdehnung bei perianalen Befunden, vor gezielter Biopsie – Läsionen i.d.R. essigweiss.
- Histopathologische Untersuchung nur bei
- diagnostischer Unsicherheit,
- atypischen Läsionen (pigmentiert, polychrom, induriert, ulzeriert, blutend, mit umgebendem Gewebe verwachsen),
- Läsionen > 1cm,
- V.a. Riesenkondylom (Buschke-Löwenstein-Tumor, zum Ausschluss eines verrukösen Karzinoms),
- therapierefraktären und rasch rezidivierenden Läsionen.
Vor dem Hintergrund der Kontagiosität der Kondylome ist eine Behandlung der Läsionen trotz möglicher Spontanremission im Regelfall zu empfehlen.
Therapieziele sind: Reduktion der Symptomatik, rezidivfreie Abheilung, Vermeidung der Progression zu invasiven Läsionen (vor allem bei Immundefizienz, bei multilokulären oder grossflächigen Läsionen ggf. Mapping-Biopsien).
Topische Therapieverfahren – eher bei Einzelläsionen, überschaubaren Befunden und gut-zugänglichen Läsionen, vulvär, vor allem periklitoral
-
Imiquimod (Aldara 5% Creme): 3x/Woche bis zu 16 Wochen, jeweils für etwa 8 Std belassen, dann abwaschen, Therapie über 16 Wochen.
- Kein GV, wenn aufgetragen.
- Mögliche UAW: Entzündungsreaktion, Ödeme, Erosionen/Ulzerationen, Hypopigmentierung, grippeähnliche Symptome.
- Auch möglich zur Nachbehandlung nach chirurgischer Therapie nach Abheilung.
-
Sinecatechine (Veregen 10% Creme): antioxidative und immunmodulatorische Wirkung auf pflanzlicher Basis, 3x/Tag bis zur 16 Wochen.
- Kaum UAW, gut verträglich.
- Unter 18 nicht zugelassen.
-
Trichloressigsäure 80-90% (TCA): wöchentliche, ärztliche Applikation notwendig, führt lokal zur Zellnekrose.
- Mögliche UAW: Sofortiges Brennen, Schmerzen, Ulzeration und Fistelbildung möglich.
- Kostengünstig, Bestellung über die hauseigene Apotheke möglich (70%ige Lösung in Ethanol), möglichst in Kombination mit einem Schutz der umgebenden Haut (z.B. Pliaglis-Creme).
- Interferon alpha: off-label, subkutan/systemisch, topisches Präparat in der CH nicht zugelassen.
Chirurgische/Ablative Verfahren – eher bei grossflächigen, multilokulären Befunden, Rezidiv.
-
CO2-Laserevaporisation
- Gute kosmetische Ergebnisse, postoperativ Schmerzen möglich.
- Auch intravaginale und zervikale Befunde.
-
Kryotherapie
- Je eine Einwirkungsdauer von 10-20s, Wiederholung max. 2x im Abstand von je 30s (Frieren-Tauen-Frieren-Technik).
- Wiederholung der Therapie im wöchentlichen Abstand bis zum Verschwinden der Läsionen.
- Scherenschlagexzision/Kürettage mit dem scharfen Löffel in LA/nach Vereisung: nur bei Einzelbefunden, histologische Diagnostik möglich.
Bei gleichzeitig vorliegendem Lichen sclerosus oder Lichen planus wird die Lasertherapie bevorzugt. Die Corticoidtherapie wird bis zur Abheilung sistiert.
Sonderfall: Kondylome in der Schwangerschaft
- Therapie nur bei Symptomen, dann möglichst um 34./35. SSW, damit eine komplette Abheilung vor dem Termin erfolgt, aber ein peripartales Rezidiv unwahrscheinlich ist.
- Imiquimod oder Veregen sind kontraindiziert.
- Möglich: Behandlung mit TCA, Kryotherapie, Lasertherapie.
- Geburtsmodus: Indikation zur Sectio lediglich bei zu erwartendem Geburtshindernis bei ausgedehntem Befall. Das Risiko einer Transmission ist unabhängig vom Geburtsmodus. Eine antenatale Übertragung ist wahrscheinlich. Die Häufigkeit einer rezidivierenden respiratorischen Papillomatose/ Larynxpapillom ist trotz einer maternalen Kondylomatose sehr gering (geschätzt etwa 1:1000).
Allgemein hohe Rezidivrate: 30-70%
Anmerkungen zur HPV-Impfung sind unter der Rubrik "Jahreskontrolle NEU" und „Dysplasie“ hinterlegt.
- AWMF-Leitlinie Nr. 082-008 (S2k) "HPV-assoziierte Läsionen der äusseren Genitalregion und des Anus – Genitalwarzen und Krebsvorstufen der Vulva, des Penis und der peri- und intraanalen Haut" abgelaufen, wird z. Zt. aktualisiert.
- Condyloma in pregnancy is strongly predictive of juvenile-onset recurrent respiratory papillomatosis. Silverberg et al. Obstet Gynecol. 2003;101(4):645
- Human papillomavirus in the placenta and umbilical cord blood. Sarkola et al. Acta Obstet Gynecol Scand. 2008;87(11):1181.
Autor: J.Goldstein
Autorisiert: Ch. Brambs
Version: VI 27.03.2023
Gültig bis:31.03.2024