Serologien
01.05.22 - Kapitel CMV eingefügt und Kosten ergänzt gez. JKO
01.05.22 - Block CMV zugefügt
07.03.20 - Kontrolle Versionierung, Ablauf unverändert
Abkürzungen
NFKL: Neue Frauenklinik
AFMM CH: Akademie für fetomaternale Medizin Schweiz
SGGG:Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
BAG: Bundesamt für Gesundheit
Allgemein -
- Wir stützen uns auf die Angaben der Serologien auf der Geburtsanmeldung ab.
- Die einzelnen Kopien der Laborresultate müssen nicht angefordert werden.
- Es gelten nur die Serologien der aktuellen Schwangerschaft.
- Im Gebärsaal ggf. Serologie abnehmen, auf MuKi-Abteilung Impfausweis kontrollieren.
- siehe auch Link Schwangerschaftskontrollen
Rubella / Röteln
Kein generelles Screening.
Bei der ersten Kontrolle die Schwangere bitten, den Impfausweis mitzunehmen:
- nicht geimpft => Serologie Rubella IgG und Masern IgG und je nach Status Impfung mit MMR-Impfstoff im Wochenbett und 6 Wochen danach beim Hausarzt/Gynäkologen
- mit einer Dosis geimpft => keine Serologie, zweite Dosis im Wochenbett impfen
- mit zwei Dosen geimpft => keine Massnahmen
Varizellen
-
Falls keine sichere Varizellenanamnese und keine Impfung erhalten:
=> Varizellen-IgG-Serologie
=> Wenn negativ: Aufklärung Expositionsprophylaxe und zwei Impfungen postpartal empfehlen -
Falls eine Varizellenimpfung dokumentiert ist
=> Varizellen-IgG abnehmen und eine Impfung postpartal empfehlen -
Falls zwei Varizellenimpfungen dokumentiert sind:
=> Variellen IgG nur bei Exposition in der Schwangerschaft abnehmen -
Falls sichere Varizellenanamnese:
=> Varizellen IgG nur bei Exposition in der Schwangerschaft abnehmen
Zur Überprüfung bei unklarer Immunität nach Kontakt einer Schwangeren ist die Bestimmung der IgG weiterhin in der Mikrobiologie "nur" zu normalen Werkzeiten (Mo-Fr, 7.30-18.00 Uhr) verfügbar. Somit können Situationen auftreten in welchen die Passivimpfung an die Schwangere zur Prävention an das Neugeborene mit Varitect® (Kosten!) im Zeitfenster der ersten 72 h nach Kontakt (im Zweifelsfall) verabreicht werden muss.
Toxoplasmose
Die Akademie für fetomaternale Medizin Schweiz (AFMM CH) hat entschieden, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis für ein Screening nicht gegeben ist. Dieser Entscheid wurde von der Qualitätskommission der SGGG bestätigt und mündete in den Expertenbrief Nr. 31 (www.sggg.ch) Gleichzeitig empfiehlt auch das BAG kein generelles Screening mehr. (www.bag.ch)
Anlässlich eines perinatologischen Kolloquiums am Perinatalzentrum Luzern (Perinatologisches Kolloquiums 03/08, Hodel/Berger, „Wie weiter mit dem Toxoplasmose – Screening ?“) wurde entschieden, bei der ersten Schwangerschaftskontrolle weiterhin die IgG und IgM zu bestimmen, damit erstens Frauen, welche über eine Immunität verfügen, beruhigt werden können und zweitens, bei Frauen mit Seronegativität eine Expositionsprophylaxe nachhaltig durchgeführt werden kann. (siehe www.bag.ch). Bei positiven IgG und IgM bitte Zuweisung in die fetomaternale Sprechstunde.
Lues
Screening bei der ersten Schwangerschaftskontrolle mittels TPPA (Treponema Pallidum Partikel Agglutinations Assay)
- TPPA neg => keine weiteren Kontrollen
- TPPA pos. => FTA-Abs-Test und VDRL, weiteres nach Absprache mit dem feto-maternalen Team
Falls zum Geburtszeitpunkt keine Lues-Serologie vorhanden ist, ist eine Nachbestimmung nicht notwendig.
Hepatitis B
Bestimmung von Hbs-Ag bei der ersten Schwangerschaftskontrolle
Wiederholung HBs-Ag und zusätzlich Anti-HBc der 32. SSW: Bei i.v.-Drogenabusus, Herkunft aus Asien, Afrika, Osteuropa, Promiskuität)
- HBs-Ag zeigt Infektiosität an. Das Neugeborene muss in den ersten 12 Lebensstunden aktiv und passiv geimpft werden.
- Anti-HBc: Seronarbe, Zeichen für durchgemachte Hep. B, V.a. chronische Infektion, Info an fetomaternales Ärzteteam. Falls HBs-Ag neg und einzig anti-HBc pos: Aktive HBV Impfung des Kindes mit 2 Monaten im Rahmen der Basisimpfungen ausreichend.
- Anti-HBs Marker für Immunität gegen HBV
Falls HBs-Ag von extern vorhanden: belassen
Falls keine Serologien vorhanden: alles abnehmen
Eilige HBs-Ag Bestimmung: Die Bestimmung von HBs-Ag ist 24 Stunden verfügbar und dauert ca. 1 Stunde im Labor. In die KLINISCHE CHEMIE (nicht in die Mikrobiologie) einsenden. Auf dem Laborschein "Notfallmässige HBs-Ag-Bestimmung" schreiben.
HIV
Mit Einverständnis der Schwangeren (zwingend) wird bei der ersten Schwangerschaftskontrolle auf HIV gescreent. Bei Risikogruppen (siehe HBV) Wiederholung in der 32. SSW. Eine Ablehnung des Schnelltests muss auf jeden Fall bestens dokumentiert werden!
Der HIV-Schnelltest kann falsch positiv sein und der positiv prädiktive Wert ist je nach Prävalenz (Risikogruppen) unterschiedlich. Bei positivem Schnelltest muss ein Bestätigungstest durchgeführt werden (nur zu normalen Werkzeiten in der Mikrobiologie verfügbar: Mo-Fr, 7.30-18.00 Uhr).
Bei Eintritt zur Geburt mit fehlendem HIV-Status muss der Schnelltest unverzüglich und mit Einverständnis durchgeführt werden. Die Bestimmung ist 24 h verfügbar und dauert ca. 1 Stunde. Der positive HIV-Test hat Auswirkung auf den Geburtsmodus, die intrapartale Zidovudinprophylaxe und die Postexpositionsprophylaxe des Neugeborenen.
Siehe auch Eintrag: HIV bei Schwangerschaft und Geburt, Kapitel "Eintritt zur Geburt ohne HIV Test"
HCV
Generelles Screening (aufgrund hygienischer Auflagen zum Schutz von Mitarbeiter/innen → gemäss Absprache mit Dr. M. Rossi, Infektiologie). Bei Risikogruppen (siehe HBV) Bestimmung in der 32. SSW.
Anti-HCV neg. => keine weiteren Kontrollen
Anti-HCV pos. => Info an das Feto-Maternale Team
CMV
- Gemäss Expertenbrief No 73 der SGGG vom 22.02.2021:
"Alle Schwangeren (...) sollten so früh wie möglich über die Risiken einer CMV-Infektion informiert werden und über die Empfehlungen zur Infektionsvorbeugung mittels Hygienemassnahmen aufgeklärt werden. Ausserdem müssen sie über die Möglichkeit, den CMV-Serostatus kurz vor oder in der Frühschwangerschaft zu bestimmen, informiert werden. Die Vor- und Nachteile, den Serostatus zu kennen, muss mit der Frau diskutiert werden, damit sie bewusst entscheiden kann" - Daher werden alle Frauen bei der ersten Schwangerschaftskontrolle, spätestens beim 1. Screening über die Option der Bestimmung von CMV IgG und IgM aufgeklärt und bei Einverständnis (Aufklärung kurz im LUKIS dokumentieren) CMV IgG und IgM abgenommen.
- Aufklärung/Info insbesondere wichtig bei Risikogruppen: enger Kontakt mit Kleinkindern < 4 Jahre zuhause (Eltern!!) oder am Arbeitsplatz oder vermutete Exposition
- Epidemiologie:
Seroprävalenz ca. 50%
IgM-Positivität ca. 3%, davon ca. 85% IgGs mit hoher Avidität (=a.e. ältere Infektion)
=> Frauen aufklären, dass wir uns melden könnten für weiterführende Bestimmung, ohne dass damit bereits ine aktive Infektion gesichert wäre - Bestimmung wenn dann so früh wie möglich.
Nach 20 SSW Bestimmung CMV IgG und IgM nur noch bei klinischem Verdacht auf fetale Infektion (i.R. TORCH) - Bei IgM-Positivität (IgM pos/IgG neg oder IgM pos/IgG pos) immer sofortige Info HG Ultraschall zur fetomaternalmedizinischen Rücksprache
- Kosten ca. 50 CHF für IgG und IgM
Autor: M. Hodel, A. Winkler
Autorisiert: M. Hodel
Version: 16.05.19 bearbeitet A. Winkler, ergänzt 01.05.22 J. Kohl