Entonox®
- 1 Zweck und Prinzip
- 2 Begriffe und Abkürzungen
- 3 Beschreibung
- 3.1 Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
- 3.2 Durchführung: Prinzipien
- 4.3. Aufklärung
- 4.4. Kontraindikationen
- 4.5. Anwendungsbeschränkungen
- 4.6. Warnhinweise
- 4.7. UAW
- 4.8. Praktische Anwendung
- 4.8.1 Vorbereitung
- 4.8.2 Anwendung
- 4.8.3 Nach Gebrauch
- 4.9. Dokumentation
- 4.10. Stillen
- 4.11. Nutzungskapazität
- 4.12. Aufbewahrung
- 5 Literatur
1 Zweck und Prinzip
Regelung des Einsatzes von Entonox® zur Analgesie im Gebärsaal der NFKL
2 Begriffe und Abkürzungen
Distickstoffoxid Trivialname "Lachgas"
UAW Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
3 Beschreibung
3.1 Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
- Distickstoffoxid in 50% Konzentration = Entonox ® besitzt analgetische aber keine anästhesierende Wirkung
- zur kurz- bis mittelfristigen Analgesie / Pufferung von Schmerzspitzen in EP und AP
- Nach Kompendium: "Wenn die Wirkung einer Periduralanästhesie abgewartet werden muss, wenn diese verweigert wird oder nicht durchgeführt werden kann."
3.2 Durchführung: Prinzipien
- Vorherige Aufklärung s. 4.3
- Verabreichung nur von in der Anwendung von Entonox geschulten pflegerischen und ärztlichen MitarbeiterInnen und nur in deren Anwesenheit
- Fluss des Gasgemisches wird von der spontanen Atmung der Patientin bestimmt, eine Überdosierung wird dadurch vermieden, dass Patientin nicht mehr in der Lage ist, sich die Maske/das Mundstück selbst vorzuhalten
- Daher: Patientin hält Maske/Mundstück immer selbst in der Hand!
- Ruhigen verbalen Kontakt mit Patientin aufrechterhalten
- Anwendung über max. 60 min.
- Inhalation wehensynchron durchführen, im wehenfreien Intervall keine Inhalation, Hyperventilation im wehenfreien Intervall vermeiden
- Mitarbeiter: Inhalation nach Möglichkeit vermeiden, keine Anwendung durch schwangere und stillende Mitarbeiterinnen (Entonox besitzt Folsäure-antagonisierende Wirkung)
4.3. Aufklärung
- Prinzipielle Möglichkeit zur Schmerzreduktion durch Entonox®
- Alternativen: i.v.-Analgesie, PDA, single-shot spinal anaesthesia, Remifentanyl-Analgesie, Perineale Infiltration
- Praktische Anwendung
- Nebenwirkungen/Auswirkungen auf Wahrnehmung s. 4.6
4.4. Kontraindikationen
- Schwere Herzerkrankung (leicht negativ inotroper Effekt)
- Pneumothorax
- Erhöhter Schädelinnendruck
- Ileus
- St. n. intraokulärer Gasinjektion
- Pat. mit vermindertem Bewusstsein oder eingeschränkter Fähigkeit zur Mitarbeit
4.5. Anwendungsbeschränkungen
Hintergrund: stabile Lagerung/Haltung erforderlich
- nicht in stehender Position oder auf dem Gebärhocker
- nicht in der Badewanne
4.6. Warnhinweise
- Wirkungsverstärkung von Benzodiazepinen, Psychotropika und Opiaten: cave: simultane Anwendung / Abusus mit Folge Bewusstseinsverlust, Sättigungsabfall, Erbrechen
- Kann durch Druckanstieg im Mittelohr zu Mittelohrschmerzen führen
4.7. UAW
Häufig: Schwindel, Wahrnehmungsstörungen, "High-Gefühl"
gelegentlich: starke Sedierung, Übelkeit, Erbrechen
4.8. Praktische Anwendung
4.8.1 Vorbereitung
- Flasche am Ventil seitlich oben (!) eine Umdrehung gg. den Uhrzeigersinn in Richtung "+" aufdrehen
- Drehregler oben auf Flaschenansatz muss auf "0" stehen! Verplombt! Nicht drehen!
- Testknopf am Handgriff drücken: Strömungsgeräusch? 1x Drücken befüllt Schlauch
4.8.2 Anwendung
- Inhalationsbeginn idealerweise 30 sec. vor Wehenbeginn, ansonsten mit erstem Anzeichen einer Kontraktion
- Pulsoxymeter whd. Anwendung obligat, Sättigung dokumentieren im MedFolio
- Patientin hält Maske/Mundstück in der Hand, med. Hilfsperson kann bei korrekter Anlage helfen, fixiert aber Maske/Mundstück nicht whd. der Anwendung
- Beendigung Inhalation nach Abklingen der Wehe, ggf. aktives Lösen der Patientin vom Inhalationssystem
4.8.3 Nach Gebrauch
- Flasche sicher verschliessen, Ventil seitlich oben zudrehen.
- Durch Druck auf Testknopf am Griff Schlauch leeren
- Nach Gebrauch Maske/Atemstück wegwerfen (Einmalartikel), Reinigung des Schlauchsystems mit Desinfektionsmittel
4.9. Dokumentation
- Aufklärung
- Beginn und Ende Verabreichung
- Effekt dokumentieren
- Sättigung
4.10. Stillen
Kind kann postpartal direkt angelegt werden, keine Wirkung auf Kind zu erwarten, da Gasgemisch über die Ausatemluft schnell abgeatmet wird
4.11. Nutzungskapazität
unter Verwendung des Demandventils (kein kontinuierlicher Gasfluss)
Flasche voll gefüllt:
- 5 Liter-Flasche: 21 Anwendungen à 10 min.
- 10 Liter-Flasche: 42 Anwendungen à 10 min
Flaschendruck ½ : "gelber Bereich": noch
- 5 Liter-Flasche: 7 Anwendungen à 10 min.
- 10 Liter-Flasche: 14 Anwendungen à 10 min
4.12. Aufbewahrung
- Vor Abstellen Vergewissern: alle Ventile zu?
- Falls Druckanzeige nach Gebrauch im gelben Bereich: neue Flasche bestellen (1 Flasche à 10 Liter am Lager, bitte Anleitung zum Flaschenwechsel beachten, neue Flaschen können via Reparaturmeldung / TBS bestellt werden)
- Nicht in ungelüfteten Räumen aufbewahren
- Vor unbefugtem Zugriff geschützt
5 Literatur
Rosen AM. Nitrous oxide for relief of labor pain: A systematic review
Am J Obstet Gynecol 2002;186:S110-26.
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Gemeinsame Stellungnahme, 28.10.2014
Autor: Joachim Kohl
Autorisiert: M. Hodel
Version. 01.01.2016
Gültig bis: 31.12.2024