Blutentnahmen in der Geburtshilfe

10.03.22 - EK nur im Labor abholen wenn diese transfundiert werden

Inhaltsverzeichnis
  • Hämatogramm 1
  • 1. + 2. Blutgruppenbestimmung und Antikörpersuchtest (Type & Screen)
  • Serologien, falls nicht vollständig (Treponema pallidum-Antikörper, HIV 1+2 Antikörper-Suchtest + p24 Antigen, HBs Antigen, Rubella IgG, Hepatitis C-Antikörper)

Natrium und Kalium müssen nur bei Frauen mit Präeklampsie oder HELLP-Syndrom, Gynipral- und Nifedipin-Tokolyse, massiver vaginaler Blutung (prä- oder postpartal), renalen Erkrankungen, chronischem Diabetes Typ 1 und 2, bei starkem bzw wiederholtem Erbrechen, gastroenterologischen Erkrankungen (situativ) oder bei St.n. bariatrischen Operationen abgenommen werden.

Quick und Thromboplastinzeit sollten nur bei Thrombozytopenie, nachgewiesener Präeklampsie / HELLP und St.n. postpartaler Hämorrhagie ≥ 1000 ml bestimmt werden. 

  • Hämatogramm 1
  • CRP
  • Eintrittslabor zur Geburt
  • Bei allen Blutgruppen- und Type & Screen-Bestimmungen zum Sectioeintritt muss der Antikörpersuchtest nachverfolgt werden. Bei Vorhandensein von irregulären Antikörpern müssen zwei EKs bestellt werden (Ausnahme: Nachweis von Anti-D-Antikörpern nach erfolgter Rhophylacgabe). Für die Nachverfollgung des Antikörper-Suchtests ist die Hebamme zuständig, die die Blutentnahme gemacht hat. 
  • 2 Erythrozytenkonzentrate (EK) bestellen nur bei Schwangeren mit bekannten irregulären Antikörpern, Mehrlingen, Lageanomalien der Plazenta, Plazentationsstörung, St.n. transfusionspflichtiger pospartaler Hämorrhagie (PPH) oder bekannten Gerinnungsstörungen. Wenn EKs bestellt werden müssen diese nur im Labor abgeholt werden wenn diese transfundiert werden. Für den Transport der EKs vom Labor in den Operationssaal sind zu jeder Zeit die Hebammen verantwortlich, auch wenn die Konzentrate notfallmässig bestellt werden. 
  • Eintrittslabor zur Geburt und Hb-F-Färbung
  • Bei allen Blutgruppen- und Type & Screen-Bestimmungen zur äusseren Wendung muss der Antikörpersuchtest nachverfolgt werden. Bei Vorhandensein von irregulären Antikörpern müssen zwei EKs bestellt werden (Ausnahme: Nachweis von Anti-D-Antikörpern nach erfolgter Rhophylacgabe). Für die Nachverfolgung des Antikörper-Suchtests ist die Hebamme zuständig, die die Blutentnahme gemacht hat.  
  • 2 EKs bestellen nur bei Schwangeren mit bekannten Antikörpern (Ausnahme: Anti-D-Antikörper nach erfolgter Rhophylacgabe), St.n. transfusionspflichtiger pospartaler Hämorrhagie (PPH) oder bekannten Gerinnungsstörungen. Wenn EKs bestellt werden müssen diese nur im Labor abgeholt werden wenn diese im Falle einer Sectio caesarea transfundiert werden. Für den Transport der EKs vom Labor in den Operationssaal sind zu jeder Zeit die Hebammen verantwortlich. 
  • Hämatogramm 1
  • Natrium, Kalium
  • Kreatinin, Harnsäure
  • ASAT, ALAT
  • Gegebenenfalls (bei Erstkontakt und / oder Eintritt immer): Protein-Kreatinin-Quotient im Urin
  • Hämatogramm 1
  • Natrium, Kalium
  • Kreatinin, Harnsäure
  • Bilirubin, LDH, ASAT, ALAT
  • Gerinnungsstatus (Quick, INR, immer Fibrinogen als früher Parameter für DIC)
  • Gegebenenfalls Magnesium-Spiegel
  • Gegebenenfalls (bei Erstkontakt und / oder Eintritt immer): Protein-Kreatinin-Quotient im Urin
  • Haptoglobin, Fragmentozyten und CRP

Indikation: Blutentnahme situativ bei schwerem HELLP-Syndrom je nach klinischem und Laborchemischem Verlauf, keine Basis-Präeklampsie-Diagnostik

Indikationen für den sFlt-1/PlGF-Test:

  • Patientinnen mit Verdacht auf Präeklampsie aufgrund neu aufgetretenen, unsicheren Zeichen und Symptomen einer Präeklampsie nach der 20. SSW, welche die diagnostischen Kriterien einer Präeklampsie formal nicht erfüllen. Der Test ist hilfreich zum Ausschluss der Präeklampsie bei Frauen mit präexistenten vaskulären oder renalen Erkrankungen.

Interpretation der Testergebnisse:

  • Negatives Testergebnis sFlt-1/PlGF Quotient <38
    Eine Präeklampsie in den nächsten 1-2 Wochen ist sehr unwahrscheinlich
    Negativ-Prädiktiver Wert 99.3%
  • Positives Testergebnis sFlt-1/PlGF Quotient ≥38
    Bestärkter Verdacht, dass sich in absehbarer Zeit eine Präeklampsie entwickelt
    Positiv-Prädiktiver Wert 36.7%

Hohe Wahrscheinlichkeit für kurzes Intervall bis zur PE-Manifestation
- <34. SSW sFlt-1/PlGF >85
- ab 34. SSW sFlt-1/PlGF >110

Bluverlust ≥ 1000ml oder instabile Patientin

  • Eintrittslabor zur Geburt, Natrium, Kalium, Kreatinin, Fibrinogen (< 2g/L Zeichen einer Verbrauchskoagulopathie), 2 EK testen. Bei Hinweis auf einer Präeklampsie kleines Gestoselabor und sFlt/PlGF Quotient

Interpretation des Fibrinogens: LINK

  • Antiphospholipidantikörper: Lupus-Antikoagulans, Anti Beta-2-Glykoprotein Anti-Kardiolipin
  • Hb F (Hämoglobin-F-Färbung)
  • Virus-Serologien: Parvovirus B19 - IgM+IgG, CMV - IgM+IgG
  • TSH, fT4 (T4, frei)
  • HbA1c
  • sFlt-1 / PlGF- Quotient
  • Lupus-Antikörper: Anti-SS-b/La, Anti- SS-a/Ro

Nur auf spezielle ärztliche Verordnung

  • Kleines Gestoselabor bei Hinweis auf Präeklampsie oder IUWR
  • Bei V.a. Schwangerschafts-Cholestase:
    • Gallensäuren inkl. ASAT, ALAT, LDH, Bilirubin total nüchtern abenehmen
    • Nach Laborentnahme Entlassung der Patientin nach Hause da Analyse der Gallensäuren mehrere Stunden (ca. 6h) dauert
  • Bei fetalem Hydrops: Antikörpersuchtest, ggf. Hb-Elektrophorese (Hämoglobinopathien) bei entsprechender Herkunft oder Familienanamnese oder auffälligem Blutbild

Autor: V. Uerlings, C. Diebold
Autorisiert: V. Uerlings

Aktualisiert: V. Uerlings
Version: 20.03.2024
Gültig bis: 31.12.2024