Austrittsgespräch Wochenbett/Mutter-Kind-Abteilung

20.02.23 - Regelung bezüglich Mutterschaftsurlaub bei hospitalisierten Neugeborenen

Inhaltsverzeichnis

Jede Wöchnerin benötigt einen Tag vor dem vorgesehenen Austritt ein Austrittsgespräch sowie eine Untersuchung durch den Wochenbettassistenzarzt/-ärztin (1B). Nach Vaginalpartus sollte dies am 2. postpartalen Tag erfolgen, nach Sectio am 3. postpartalen Tag.

Bei Halbprivat-/Privat-versicherten Patientinnen sollte dies in der Regel durch einen Kaderarzt durchgeführt werden ; am geburtshilflichen Morgenrapport legt der Kaderarzt der Geburtshilfe (meist der Hintergrund) fest, wer die Austritte bei den Zusatzversicherten betreut.

  • Ambulante Hebamme als Ansprechsperson im Wochenbett. Anrecht auf 10 Konsultationen und 3 Stillberatungen gemäss KVG bis 56 Tage nach Geburt. Bei Frühgeburt, Präeklampsie, psychischen Problemen und Mehrlingen kann die Hebamme bis 16x nach Hause kommen.
  • Physiologisches Wochenbett zuhause : Lochien bis zu 6 Wochen postpartum, Blutungsstärke nach einigen Tagen idR abnehmend, Farbänderung
  • Solange Lochien vorhanden : Kein Baden, keine Tampons, kein Geschlechtsverkehr
  • CAVE : Stillen ist kein sicherer Verhütungsschutz !
  • Postpartum Kontrolle in 6-8 Wochen bei Frauenarzt empfohlen, dann auch Besprechung der zukünftigen Kontrazeption. Hier bereits eine Kurzberatung betreffend IUD, Kondom und hormonelle Kontrazeptiva vornehmen.
  • Bei Fieber (>38.0°C), Vd.a. Mastitis (Rötung der Brust, Verhärtung) oder Endomyometritiszeichen (übelriechende Lochien, plötzliche starke Unterbauchschmerzen) : Information an die ambulante Hebamme. Diese soll gleichentags die Patientin visitieren und sie ggf notfallmässig ins Spital zuweisen. Falls die Hebamme nicht verfügbar sein sollte, kann sich die Patientin selbstverständlich jederzeit direkt bei der Frauenklinik melden.
  • Serologien nachkontrollieren : bei fehlender Rötelnimmunität Impfung vor Austritt
  • Pertussis-Impfung empfehlen, falls diese noch nicht in der Schwangerschaft erfolgt ist. CAVE : Partner und Umfeld sollten in den letzten 10 Jahren geimpt worden sein (Herdenschutz gegenüber Neugeborenes)
  • Beckenringlockerung, Sakrumschmerzen: aktiv nach Schmerzen in der Symphysengegend nachfragen, Iliosakralgelenk, Einbeinstand möglich
  • Beckenbodentraining nach 8 Wochen postpartum möglich. Ebenfalls Training zur Rektusdiastasenprävention möglich.
  • Nach Sectio : kein Heben > 5kg, keine erneute Schwangerschaft für 1 Jahr. In der Folgeschwangerschaft ist ein Frühultraschall zum Ausschluss einer EUG in der Uterotomie oder zur Identifikation einer Plazentationsstörung unabdinglich.
  • Prävention Pelvic infection und Sepsis, kurze Hygiene-Information abgegeben: nach jedem Wechsel der Binde wie auch der Babywindel unbedingt Hände desinfizieren. Verschiedene Handtücher bei den Haushaltsmitglieder verwenden.
  • Nach Präeklampsie/HELLP/IUGR/vorzeitiger Plazentalösung/IUFT/Frühgeburt <34. SSW/SS-Cholestase: Empfehlung der Besprechung einer zukünftigen Schwangerschaft in unserer Spezialprechstunde 3 Monate postpartum. Wiedervorstellung bei Gestosezeichen, ggf Blutdruckkontrolle zuhause. Siehe « Präeklampsie, Schwangerschaftshypertonie, Eklampsie »
  • Bei bevorstehender Hypertonie/Präeklampsie/HELLP: BD-Limiten mit der Wöchnerin besprechen, regelmässige BD-Kontrollen zu Hause, idealerweise < 160/100 mmHg. Symptome einer hypertensiven Krise bespre chen (starke Kopfschmerzen, Ohrensausen, Nasenbluten).
  • Bei vorbestehender Hypo-/Hyperthyreose : Substitution auf präkonzeptionelle Dosis zurückstellen
  • Bei Gestationsdiabetes: Reklassifizierung des Diabetes 6-12 Wochen post partum mit HbA1c-Wert. Medizinische Nachbetreuung wegen erhöhtem Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 (jährliche Blutzucker- Kontrolle empfohlen).

Uteruskontrolle

  • Bei Subinvolutio/anamnestisch Koagelabgänge/Nachcürettage oder Nachtastung bei Plazentaretention : transabdominale Sonographie zum Ausschluss Plazentarest
  • ggf Syntocinon Nasenspray

     

Lochien

bei fehlenden Lochien: transabdominale Sonographie zum Ausschluss Hämatometra, ggf Lochialstau mittels Einmalkatheter bei Spekularuntersuchung  entlasten

Sectionaht/Geburtsverletzung

Bei Anämie : Tardyferon 1 bis 2x täglich für 6 Wochen je nach Hb-Wert (siehe « Anämie im Wochenbett »)

Nach Sectio : Analgesie (Dafalgan 4x1g/d, Irfen 400 mg 3-4Tbl täglich)

Nach höhergradigen Dammrissen : siehe « Dammriss III-IV° »

Prinzipiell kein Analgesierezept nach Vaginalpartus ausstellen

Ab Geburt läuft der Mutterschaftsurlaub (98 Tage), sofern die Wöchenrin die Anspruchsvoraussetzungen erfüllt. Es gibt keine andere Versicherung, die in dieser Zeit zum Tragen kommt. 

Regelung bei hospitalisierten Neugeborenen

Sofern das Neugeborene länger als 14 Tage hospitalisiert ist und die Wöchenerin nach dem Mutterschaftsurlaub weiterhin berufstätig ist, wird die Zeit des Urlaubs um die entsprechende Anzahl Tage der Hospitalisation des Kindes verlängert (max. 56 Tage). Eine Krankschreibung der Wöchnerin ist folgich nicht nötig

Dokumentation unter « Austrittsnotiz » im LUKIS

Wochenbettbericht obligat da DRG-relevant bei :

  • Höhergradigen Dammrissen (mit Aufgebot um Aufgebot im Beckenbodenzentrum 8 Wochen postpartum)
  • Präeklampsie/HELLP/IUGR/vorzeitiger Plazentalösung/IUFT/Frühgeburt <34. SSW/SS-Cholestase (mit Bitte um Aufgebot in der Spezialsprechstunde 3 Monate postpartum)
  • Hypertonie
  • Hämorrhoiden
  • Miktionsprobleme (Harnverhalt, HWI, etc.)
  • Rhesuskonstellation (sofern nicht im Geburtsbericht kommentiert)
  • Still-/ Pumpsituation/ I°-II° Abgestillt
  • Mamillen-Beschaffenheit (Hohlwarzen, Rhagaden etc. )
  • Subinvolutio mit Massnahmen
  • Liquorverlustsyndrom
  • Wundinfekt/Hämatom/Dehiszenz
  • Endomyometritis/OVT
  • Eisenmangelanämie (inkl Therapie)
  • Bei Austritt nach Geburt in das Familienhaus Terra alta, bitte im Austrittsbericht unter Diagnosen aufführen.

Autor: A. Cottin
Autorisiert: M. Hodel

Aktualisiert: V. Uerlings
Version: 20.02.2023
Gültig bis: 31.12.2024